Wertewandel

Wertewandel bedeutet freieres Leben

von Martina Struckhoff ©

 

Spätestens jetzt, nach der Zunahme von Klimakatastrophen und dem Elend in der Welt, müsste sich eigentlich jeder Mensch fragen, ob nicht irgendetwas falsch läuft?

Was bedeutet der Wertewandel, für jeden Einzelnen  oder  für die ganze Menschheit?

Welche Ziele werden heute noch verfolgt und wertgeschätzt? Diese und viele Fragen mehr beschäftigen mich, denn mir fiel besonders in den letzten Jahren auf, dass Werte mehr und mehr verfallen.

Innerhalb meines Praxisbetriebes konnte ich das schon länger, zunächst an kleinen Dingen, beobachten, zum Beispiel dass meine Basis-Creme nicht mehr - wie jahrelang zuvor - in einem Glastiegel verkauft wurde, sondern neuerdings nur  noch  in einer Plastikdose. Das war insofern schade, da mir der Inhalt gerade dieser Creme sehr gut gefiel!

Da man mit reinen Naturprodukten und hochwertigen Inhalten warb, sowie auch von strengen Kriterien ausging, die Tierquälerei ausschloss, irritierte mich diese Gegensätzlichkeit sehr.

Zumal man ja inzwischen von der Schädlichkeit der Plastikprodukte und ihren verheerenden Wirkungen in der Umwelt wusste!

Ich spüre ganz deutlich den Werteverfall und den Verlust von etwas Bewährtem. Meine Patienten scheinen das allerdings nicht zu bemerken.

Auch andere Firmen veränderten ihre Produkte, leider nicht zum Vorteil. Zunehmend spürte ich die Abhängigkeiten, in die ich eingebunden war, was das Arbeitssortiment anbelangte. So war es für mich schließlich an der Zeit, meine Praxis neu zu organisieren.

Zunächst war es äußerst schwierig, alternative Firmen zu finden, die weiterhin den alten Werten treu blieben. Und natürlich hat man gerade, wenn man im Gesundheitswesen arbeitet und für Menschen verantwortlich ist, bestimmte Hygieneregeln zu erfüllen.

Trotzdem kann man aber an  vielen Stellen anders handeln und z.B. Plastikkonsum deutlich reduzieren, zumal Plastik sogar in manchen Cremes enthalten ist und sich schädigend auf die Gesundheit auswirken kann. Leider hat längst noch nicht jeder Interesse daran, Müll und diese nachweislich schädlichen Zutaten in verschiedensten Produkten zu vermeiden. Leider! Denn das sollte man aber!

Dass Müllvermeidung der Gesundheit und der Umwelt dient,  wurde mir bewusst, als ich von einer Hauterkrankung hörte, bei welcher Metall und Plastik aus der Haut wächst (Morgellons).

Denn das war wohl im Gegenzug zu den belohnenden Elementen, wenn man sich für Müllvermeidung einsetzte, die Konsequenz für die Müllanhäufung.

 

Werte wiederentdecken

 

Gerade das Einfache ist wertvoll und manchmal braucht es nur einen Impuls. Inspirierend ist es, dass es schon viele Menschen gibt,  die sich für den Erhalt der Schöpfung einsetzen. Und es können mehr werden, denn wenn ein Glied einer Kette anfängt zu schwingen, kommt übergreifende Bewegung zustande.

Das erlebte ich selbst, als  ich  das Buch von Smarticular „Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie“ kaufte und in meine Praxis legte, und so meinen Patienten Altes, Gutes und Bewährtes wieder ins Gedächtnis gebracht wurde.

Überwiegend wurden diese Tipps begrüßt und man war dankbar, wollte mehr wissen und viele Gespräche entstanden daraus. Diese Patienten wollten  sogar das Buch kaufen oder machten sich emsig Notizen.

Ich freute mich sehr darüber und wurde in meinem Tun bestärkt. Zusätzlich bekam ich immer mehr Ideen zur Vereinfachung,  wie ich die bisher gekauften Produkte ersetzen könnte. Auch in der Küche  änderte sich einiges und eine neue Ordnung entstand, wie zum Beispiel in der  Aufbewahrung von Lebensmitteln.

Ein Ruck ging durch mein Leben, denn die Umstellung war keine Qual, sondern eine große Bereicherung.

Das Herstellen von Cremes und Ölen, und das zu nutzen, was im Garten wächst, förderte die Kreativität, machte großen Spaß und unterstützte ganz nebenbei die Selbstfindung.

Ich gab dann übrigens die Cremerezepte an meine Patienten weiter, sofern es erwünscht war.

Allerdings hatte der ganze Vorgang auch zur Folge, dass ich sensibilisiert wurde und nun immer deutlicher wahrnahm, wie schlimm die Erde bereits ausgebeutet war und immer noch wurde. Vor einer Auseinandersetzung damit konnte ich mich nun nicht mehr drücken.

Im Buch „Frei werden“ von Gabriele Ziegler wird der  Mönch Johannes Cassian zitiert, der in  seinen Schriften  zum Ausdruck bringt,  dass man sich selbst noch in fehlerhaften Gewohnheiten sicher fühlt und Halt darin findet. Das gibt man nun einmal ungern auf.

 

Befreiung der weiblichen Kraft

 

Wie oft wartet man darauf, dass irgendetwas passiert, sich andere Menschen oder die Welt als Ganzes von alleine ändern? Wie wenig wiederum  ist man für sich selbst, für Wahres, für echte werthaltige Ziele überhaupt eingetreten? 

Zum Schöpfungserhalt gehört auch die Befreiung der weiblichen Kraft! 

Doch sollten Familienbande mit ihren Pflichten, Einflüssen  und Forderungen keinesfalls unterschätzt werden.

Ein Wandlungsimpuls, den man aufgreift und konsequent umsetzt, regt immer auch gleichzeitig Befreiung an, und hat man sich für einen spirituellen Weg entschieden, muss man ohnehin das Loslassen lernen. Besonders emotionale Bindungen  können zum Hüter der Schwelle werden, einen regelrecht festhalten und Entwicklung verhindern, und werden in ihren Auswirkungen oft nicht erkannt oder unterschätzt. 

Das trifft übrigens auf Alleinlebende ebenso zu, denn es bedeutet  nicht automatisch, dass man deshalb ungebunden ist.

Um Gott näher zu kommen und seine Schöpfung zu schützen, fängt man in der Regel an, Beziehungen zu sich, zur Umgebung  und Gott zu klären. Ansonsten kann man sich kaum verändern und bleibt sowohl in seinen Pflichten als auch Gefühlen verstrickt.

Und somit hat Befreiung auch Konsequenzen. Die eigene Wertschätzung muss wachsen oder es  gilt,  sie wieder aufzubauen und seiner Seele den nötigen Raum für weitere Entwicklung zu geben.

Es reicht weder eine hübsche Verpackung noch ein besonderer Inhalt, wenn die Ausrichtung und das Ziel nicht übereinstimmen mit den Interessen der Seele. Interessant finde ich, dass Angelika Aliti (Autorin von „Die wilde Frau: Rückkehr zu den Quellen weiblicher Macht und Energie“)  die verlorene Weiblichkeit mit einer leeren hübschen Verpackung vergleicht, die sich selbst entwertet und ihre Lebensenergie dazu braucht, sich abzulehnen. 

Dass so Seelen verstümmelt werden, kann ich bestätigen, denn gerade Frauen neigen eher zur Duldsamkeit und verharren in schmerzhaften Situationen. Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut, sagte schon Laotse.

Die weibliche Kraft zu befreien, bedeutet, als Frau zu sich selbst zu finden.

Dieser Weg führt weg von der Konsumgesellschaft und ihren Manipulationen durch Meinungsmache, Mode und aufoktroyierte Schönheitsideale bis hin zum Schlankheitswahn.

Er führt weg von der Verantwortungslosigkeit, indem man die Macht abgibt an den Handel und an Institutionen, deren Werte sich nur um Geld und Ansehen drehen, um Zugehörigkeiten und schnellen großen Gewinn.

Da vieles uns normal scheint, stolpert man noch nicht mal mehr darüber, sondern erklärt recht schnell, dass es eben nicht anders ginge! Das ist aber falsch, denn man beraubt sich damit selber seiner Kräfte und seiner Macht, die Welt und das Leben auf ihr verantwortungsvoll mitzugestalten.

Nur wenn man sich den  aufkeimenden Wahrheiten kompromisslos stellt, kann man Entfremdung von sich selbst, und Entwertungen im eigenen Leben und im Umgang mit der Umwelt, aufheben.

Hat man das getan, hilft man nicht nur sich selbst, sondern auch anderen und der Welt.

 

Wenn ich loslasse,

was ich bin,

werde ich,

was ich sein könnte.

Wenn ich loslasse,

was ich habe,

bekomme ich,

was ich brauche.

Lao Tse